Täter:innen und deren Vorgehen
Erhöhte Gefahr
Umfeld hilft vertuschen
Das Umfeld spielt eine entscheidende Rolle dabei, wie gut Täter:innen sexuellen Missbrauch vertuschen können. Begünstigend ist ein Umfeld, in dem ein mit hohem Ansehen und mit Autorität ausgestatteter Erwachsener ohne Kontrolle durch andere den Alltag eines Kindes stark bestimmen kann.
Pflicht zum Hinschauen
Die Täter:innen suchen sich ihre Opfer in der Regel sehr gezielt aus. Sie testen die ersten Reaktionen des Opfers und der Umgebung. Sie wollen ganz sicher sein, dass das Umfeld nicht bemerkt, was sie vorhaben oder tun. Am meisten kommt ihnen entgegen, wenn die Umgebung ihr Vorgehen ignoriert oder sogar toleriert.
Es sei hier angemerkt: Wer in der eigenen Umgebung bemerkt, dass jemand sexuelle Übergriffe auf Kinder oder Jugendliche verübt, und wer das zu ignorieren versucht ("wegschaut") oder toleriert, macht sich sozusagen zum Mittäter oder zur Mittäterin (oder lässt sich dazu machen).
Täter:innen nutzen Vertrauen aus
Täter:innen erschleichen sich das Vertrauen der Opfer, oft auch seiner Angehörigen. Ihnen fehlt meist jedes Unrechtsbewusstsein oder sie unterdrücken es. Statt sich selbst als schuldig zu erleben, schieben sie alle Schuld dem Kind zu. Außerdem setzen sie ihr Opfer massiv unter Druck, damit niemand von der Ausbeutung erfährt, denn Erwachsene wissen, dass sie strafrechtlich belangt werden können, wenn sie Kinder und Schutzbefohlene sexuell ausbeuten.
Deswegen versuchen sie sich zu schützen: Sie schüchtern ihr Opfer ein oder verwirren es so, dass es sich nicht wehren oder Hilfe suchen kann. Zum Beispiel drohen sie dem Kind oder schieben ihm die Schuld an dem zu, was da geschieht und was sie tun. Durch den Einsatz von Verunsicherungen, Schuldgefühlen und Drohungen machen sie das Kind gefügig und sichern deren Verschwiegenheit.
Beinah ausweglose Situation für das Kind
Das bringt das Kind in eine besonders schwierige Situation: Es will sein Zutrauen zu dem geschätzten erwachsenen Menschen nicht verlieren; es will auch weiterhin Anerkennung und Zuwendung bekommen. Deswegen meint das Kind, die Übergriffe erdulden zu müssen - zumal sie anfänglich vielleicht noch wie zufällig erscheinen.
Oft fürchtet das Kind zudem, dass ihm niemand glauben würde, wenn es die Taten zur Sprache bringt. Darüber hinaus entwickelt es starke Ängste, dass die ausgesprochenen Drohungen wahr werden könnten.
Täter:innenstrategien
Vertrauens-Personen aus dem näheren Umfeld
Die meisten Täter:innen leben im sozialen Nahraum. Kinder und Jugendliche und deren Sorgeberechtigte betrachten sie oft als Vertrauenspersonen. Die Täter:innen können aus dem familiären Umfeld stammen; sie arbeiten als pädagogische Fachkräfte, Lehrkräfte, engagieren sich in Vereinen und in der Jugendarbeit oder in der Pfarrgemeinde.
Manche übernehmen ein ehrenamtliches Engagement oder ergreifen einen entsprechenden Beruf, um in die Nähe von Kindern/Jugendlichen zu kommen; manche suchen Kontakt zu Partner:innen mit Kindern. So können potenzielle Täter:innen sich Personen aussuchen, die sie am leichtesten sexuell ausbeuten können.
Kinder können nie zustimmen! Die Verantwortung für die Tat liegt immer beim Täter oder der Täterin.
Viele Täter und Täterinnen behaupten im Nachhinein, dass die Kinder und Jugendlichen, die sie missbraucht haben, „es auch gewollt haben“. Sexuell motivierte Gewalthandlungen beeinträchtigen und schädigen das Kind oder den Jugendlichen in ihrer eigenen sexuellen Entwicklung. Sie können aufgrund ihres Alters und ihres Entwicklungsstands nicht einschätzen, was Erwachsene mit ihren Handlungen bezwecken.
Sie können demnach auch nie bewusst und verantwortlich zustimmen oder einverstanden sein. Die ältere Person nutzt die körperliche und geistige Unterlegenheit des Kindes bewusst aus, um damit seine eigenen Bedürfnisse auf Kosten der Kinder oder Jugendlichen zu befriedigen. Von daher liegt die Verantwortung immer beim Täter oder bei der Täterin!
Täter und Täterinnen nutzen ihre Macht aus
Bei der Ausübung sexualisierter Gewalt handelt es sich immer auch um eine Ausnutzung einer Machtposition. Diese kann aus Gründen des Alters, des Geschlechts, der Herkunft, des sozialen Status, körperlicher Überlegenheit oder formaler Position (z.B. als Lehrer oder Gruppenleiter) zustande kommen. Diese Macht oder Autorität ermöglicht den Täter:innen die Ausnutzung dieses Machtgefälles.
Täter und Täterinnen nutzen Vertrauen aus
Nur äußerst selten (außer im Bereich der Grenzverletzungen) sind Fälle sexualisierter Gewalt zufällige und spontane Taten. In der überwiegenden Mehrzahl sind die Taten langfristig und strategisch geplant. Täter und Täterinnen missbrauchen oft dieselbe Person mehrfach und zunehmend intensiver. Dabei werden insbesondere Situationen bewusst ausgenutzt, in denen die Kinder und Jugendlichen, gegen die sich ihre sexualisierten Gewalthandlungen richten, allein, unterlegen oder wehrlos sind und dabei nicht in der Lage sich selber aus der Situation zu befreien. Dazu kommt, dass die Täterinnen und Täter ihr Opfer häufig einschüchtern und die „Schuld“ für die Tat den Betroffenen zuschieben. Damit wollen Sie verhindern, dass die Tat bekannt wird.