Wie Kinder erzählen (könnten)
Wir wollen Menschen mit diesen Beispielgeschichten sensibilisieren, bewegen, nachdenklich machen.
Ein Tag wie jeder andere!?
Backen mit Papa – das macht mir immer am meisten Spaß. Am besten bin ich als Verziererin und Herrin über Schokoguss und Zuckerstreusel, Marmelade und süßweißem Puderzucker.
Neulich hat Papa gefragt, ob ich nicht Lust habe ihm beim Muffinbacken zu helfen. Mama und Lea waren eh in der Stadt, und deshalb habe ich mich riesig auf die gemeinsame Zeit mit ihm gefreut. Endlich hatte ich Papa mal für mich! Ein ganz klein wenig war mir ja immer unwohl, so ganz alleine mit Papa, aber an dem Tag war er so ausgelassen und guter Laune, da hab ich meine ängstlichen Gedanken schnell verdrängt.
Papa hat mir erst ein Geschirrtuch um den Bauch gebunden, meine Ärmel hochgekrempelt und dann ging das Backen und Verzieren so richtig los! Ich durfte bestimmen, wie die Plätzchen aussehen und Papa hat lustige Geschichten von Feenstaub, Glühwürmchen, Zwergen und Riesen erzählt. Es war ein wunderschöner Tag und wir haben so viel miteinander gelacht und ganz viel Quatsch gemacht. All meine unguten Gefühle waren verschwunden und diese Zeit habe ich richtig genossen!
Aber Papa hatte es dann doch nicht vergessen. Als wir mit allem fertig waren, die fertigen Muffins auf dem Küchentisch, der leckere Geruch in der kompletten Wohnung, zog er mich am Arm ins Kinderzimmer und schloss die Vorhänge. Da wusste ich schon, was kam. Das war mein Signal, der Auftakt, und bei mir ging der Vorhang nicht wieder auf.
Im Zwielicht saß ich vor Ihm und hab mich wie jeden Tag gefragt, dass das doch einer draußen sehen müsste, da müsste sich doch irgendeiner sorgen, wenn der Vorhang so oft bei Sonnenschein zugeht…